Das
Zotthaarkleid unserer Puli ist etwas von Grund auf anderes, als das Haarkleid
anderer Rassen.
Schon
auf den Bildern sehen Sie, daß die Haare sich zu Schnüren geformt und
filzähnliche Strukturen gebildet haben. Die Pflege dieses besonderen Haarkleides
ist beileibe keine Kunst, sie ist nur vollkommen anders. Das einzelne "lebende"
Haar wird selten über 9 cm lang. Es hat durch seine ihm eigene Struktur die
Eigenschaft, daß es mit den anderen Haaren zusammenhält und das umso
leichter, je zahlreicher die spindelförmigen Einschnürungen der einzelnen
Haare sind: Die ausgefallenen Haare schieben sich an den festsitzenden Haaren
entlang, ja verweben sich regelrecht und bilden mit der Zeit die gewünschten
Zotten oder Schnüre.
Dieses
Zotthaarkleid ist durch seinen speziellen Aufbau für den Hund wirksam wie
eine Klimakammer. Es hält ihn warm und trocken, schützt ihn vor Auskühlung
und Überhitzung, ist angenehm isolierend beim Liegen und ein idealer Schutz
vor Biß- oder Reißverletzungen. Voraussetzung dafür ist allerdings
ein guter Pflegezustand.
Im
Sommer sucht sich der Puli einen schattigen Liegeplatz, am liebsten auf kalten
Böden. Selbstredend sollt man mit ihm im Hochsommer oder an heißen
Tagen keine Gewaltmärsche unternehmen, das ist auch für Hunde mit kürzerem
Fell nicht angebracht. Einen Puli im heißen Auto zurückzulassen ist
gefährlich, wie auch für jeden Hund; dies entspricht nicht den natürlichen
Bedingungen. Und denken Sie bitte daran, dass gerade im Frühling und Herbst
auch bei angenehmen Aussentemperaturen im Autoinneren durch Aufheizen sehr schnell
gefährliche Temperaturen erreicht werden - dies wird oft genug nicht richtig
eingeschätzt.
Der
wichtigste Zeitpunkt zur Anlage des Zotthaarkleides ist gleich der Anfang, wenn
Sie den Welpen vom Züchter übernommen haben. Wenn Sie den kleinen Kerl
liebevoll streicheln, fahren Sie ihm mit allen zehn Fingern ab und zu durchs Fell.
Schon beim Kleinen sieht man die natürliche Anlage der Zotten. Diese gilt
es zu erhalten und zu vertiefen, in dem man immer wenn man den Kleinen bei sich
hat - am besten mehrmals täglich - einige Zotteln sanft und ihrer natürlichen
Anlage entlang, bis auf die Haut, auseinanderzieht. So verhindert man, daß
sich die langsam wachsende Unterwolle über der Haut zu einer Matte verfilzt.
Von großer Wichtigkeit ist es den Zeitpunkt zwischen Welpenfell und Verzottung
nicht zu verpassen (ca. 7. - 10. Monat) in dieser Zeit kann es bei Pulis mit sehr
viel Flaumhaaren/Unterwolle nötig sein das überschüssige Unterfell
zwischen den Zotten mit Daumen und Zeigefinger auszurupfen, es tut dem Hund nicht
weh und verhindert, dass die gerade getrennten Zotten wieder verfilzen.
Ganz
wichtig ist es, die Stellen hinter den Ohren, auf den Ohrlappen und an der Rute
nicht zu vergessen.
Nach
meiner Erfahrung ist es ein grober Fehler, die Welpen anfangs zu bürsten,
weil dadurch die natürliche Anlage der Zotten gestört, ja zerstört
wird. Dieser Fehler ist schwerwiegend und kaum mehr vollständig zu korrigieren.
Also: niemals bürsten!
Leitsatz
für alle Pulibesitzer: bitte gewöhnen Sie sich an, immer, wenn
Sie den Hund bei sich haben, einige Zotteln zu trennen. Es ist eine Liebkosung
für ihn, er wird es gerne haben - und in punkto Haarpflege ist es bereits
die halbe Miete.
Noch
einen Tipp: die einzelnen Schnüre nicht zu dünn anlegen. Die richtige
Stärke ist ungefähr die unseres kleinen Fingers, evtl. Ringfinger (keinesfalls
aber so dünn wie ein Bleistift), an Kopf, Rute und Beinen entsprechend etwas
dünner. Zu dünne Schnüre sehen später aus wie "Spaghetti"
und reißen leicht ab.
So
wächst mühelos und ohne großen Aufwand ein prächtiges Zotthaarkleid
heran, außerdem ist diese tägliche Beschäftigung mit dem Fell
eine natürliche und allerbeste Gelegenheit, den Kontakt und die Bindung zum
Hund zu vertiefen, die natürliche Rangordnung und das Vertrauensverhältnis
zu festigen.
Unser
Puli lebt natürlich mit im Haus und da er auch auf den Teppichen liegen kann,
wird er allein dadurch schon sauberer sein, als ein Zotthaarhund, der nur im Freien
lebt, das ist nur normal.
Wenn
Sie folgende wichtige Hinweise beachten, wird Ihr Puli auch nie eine Beleidigung
für die Nase anderer Mitmenschen sein:
Haarwuchs
auf den Innenseiten der Oberschenkel, der ohnehin spärlich ist, ganz wegschneiden;
rund um die Geschlechtsteile ebenfalls, damit kein Urin zurückbleiben kann
(gelegentlich mit nassem Handtuch Bauch und Innenschenkel abwaschen, dann gut
nachtrocknen). Um den Schließmuskel des Afters einen Zentimeter breit die
Zotteln wegschneiden, damit keine Kotreste hängenbleiben können. Sollte
das Zotthaarkleid mal beim Kotabsetzen beschmutzt worden sein, mit klarem Wasser
auswaschen u. mit trockenem Handtuch das restliche Wasser aus den Zotten drücken.
Der
strenge Geruch manches - auch sonst sauber erscheinenden - Puli kommt daher, daß
diese wichtigen Pflegeregeln nicht beachtet werden.
Die
einfachste und wirksamste Art der Reinigung ist es, ihn mit einem frischen und
trockenen, griffigen und keinesfalls weichgespülten Frotteehandtuch kräftig
überall abzurubbeln, bzw. die Zotteln auszudrücken - wenn das Zotthaarkleid
durch Regen nass oder feucht geworden ist. Die Nässe kann in ein richtig
gepflegtes Zotthaarkleid nicht wirklich eindringen, sie bleibt an der Oberfläche
und löst dort vorhandenen Staub und Schmutz an, den Sie mit der Nässe
auch durch das Rubbeln und Drücken - ähnlich wie man einen gewaschenen
Wollpullover zum trocknen in ein Handtuch rollt und drückt - mit dem Frotteehandtuch
entfernen.
Dies
von Anfang an einmal wöchentlich und bei Bedarf gemacht, hält den "Gilb"
sicher fern. Gebadet werden sollte nur dann, wenn es unbedingt erforderlich ist,
aber so selten wie möglich. Nach Wälzen in frisch gedüngten Wiesen
etc. bleibt keine andere Wahl, als ein "Bad" - und dann am besten mit
blankem, lauwarmen Wasser.
Achtung:
durch Baden mit ungeeigneten Shampoos entfernt man das natürliche Wollfett
oder Wollwachs, dadurch wird das Zotthaarkleid bei Regen durch und durch naß
und wird unglaublich schnell dann wirklich unansehnlich schmutzig und muffig.
Warum?
Es trocknet nur schwer und sehr langsam, in diesem feuchten Zustand nimmt es Schmutz
sehr leicht auf. Durch das Fehlen des schützenden Wollwachses setzen sich
alle möglichen Keime fest, die zu Geruchsbildung führen. Falls ein Bad
unbedingt nötig ist, benutzen Sie rückfettende Hundeshampoos aus dem
Fachhandel, noch besser Allercalm (beim Tierarzt erhältlich).
Schmutzige
Pfoten nach Spaziergang durch Pfützen, nasse Erde, Schlamm etc.?
Guter
Tipp: vor dem Haus schon zwei halbvolle Wassereimer, besser noch quadratische
Plastikschüsseln, Wasserstandshöhe ca. 10 - 15 cm hinzustellen. Die
schmutzigen, sandigen, lehmigen Pfoten werden reingestellt und mit der Hand ausgewaschen
- der zweite Eimer dient der "Klarspülung". Dann das Wasser mit
der Hand ausdrücken, die Pfoten mit einem Handtuch umwickeln und trocken
drücken. Anschließend kann der Hund ins Haus und ist auch bald wieder
trocken. Klingt kompliziert, geht aber schnell und ist der Mühe wert.
Wichtig
ist die regelmäßige Kontrolle zwischen den Zehen, sich bildende Filzknoten
bitte herausschneiden, denn sie bilden zusammen mit Sand oder Erde Reibungsstellen
und später Entzündungen. Über den Pfotenrand hinauswachsende Zotteln
und Filze sollten gekürzt und zurückgeschnitten werden. Es sieht nicht
schön aus, wenn sich tellerähnliche Ränder entwickeln, die außerdem
den Hund stören und Schmutzfänger sind.
Die
beste Pfotenpflege ist viel Bewegung, es hält sie elastisch, die Krallen
kurz und in der richtigen Form, der Hund bekommt eine gut entwickelte Muskulatur,
gute Kondition, bleibt gesund und hat Freude am Leben.
wird
verhindert durch Trockenreiben nach dem Füttern (Frotteehandtuch, alter Waschlappen)
und Kürzen der Fanghaare, wenn sie zu lang geworden sind. Die Haare unmittelbar
am Lefzenrand und solche, die in den Fang hineinhängen ganz abschneiden.
Wenn Sie nach dem Fressen den Fang abreiben, können Sie mit demselben Lappen
auch gleich die Zähne putzen (bis ganz hinten!) um späterer Zahnsteinbildung
vorzubeugen.
Rund
um die Augen regelmäßig kontrollieren, es soll sich kein "Schlaf"
festsetzen können, mit sauberem Taschentuch (oder Daumen und Zeigefinger)
entfernen und eventuell ins Auge wachsende Zotteln, oder Flaumhaare (kommt aber
kaum vor) entfernen.
des
Hundes regelmäßig und von klein auf kontrollieren. Beim Puli ist dies
besonders wichtig, denn bei ihm wachsen auch im Gehörgang und in der Ohrmuschel
feine kleine Flaumhärchen. Nehmen Sie jedesmal ein winziges Büschelchen
davon zwischen die Finger und reißen es mit einem kurzen kleinen, aber entschlossenem
Ruck heraus.
Es
tut nicht weh, wenn das Büschelchen klein genug ist. Ganz wichtig ist, vorher
und nachher das Ohr zu kraulen, den Hund zu streicheln und ihm gut zuzureden;
er läßt es dann gern geschehen. Wenn man dieses Entfernen der Ohrhärchen
nicht macht, bildet sich u.U. im Ohr zusammen mit Ohrschmalz ein Pfropf, der eine
Ohrentzündung vorprogrammiert - und dann hat es der Hund verständlicherweise
nicht gern, wenn man dies herausreißen muß.
Am
besten ist, man reinigt zusätzlich die Ohrmuschel regelmäßig mit
einem Wattepad und einem speziellen Ohren-Reinigungsmittel (sehr gut eignet sich
hierzu unser eigener Speichel, wenn nichts anderes zur Hand ist. Dessen Enzyme
sind sehr reinigend und fettlösend, Speichel brennt nicht auf der Haut und
riecht nicht unangenehm für den Hund, der macht schon deshalb kein Theater).
Wattestäbchen sind zur Ohrenreinigung des Hundes absolut ungeeignet, die
Verletzungsgefahr ist zu groß.
Ein
so gepflegter Puli befindet sich immer in guter und sauberer Kondition und macht
sowohl seinen Leuten als auch seiner Rasse Ehre und vor allem, er fühlt sich
in seiner Haut wohl!
Es
geht hier nicht nur um die Schönheit - ein schlecht gepflegter und daher
schlecht riechender Puli wird nicht mehr gerne gestreichelt und dies ist für
ihn ein rechter Jammer.
Die
hier geschilderten Pflegemaßnahmen sind schnell zur Routine geworden und
in wenigen Minuten täglich erledigt, der Erfolg ist riesengroß.
Ein
so, von Anfang an, gepflegter Hund ist wenig aufwendig in der täglichen Pflege.
Vorteil des Zotthaarkleides: der Puli verliert keine Haare, er haart nicht, wechselt
nicht das Haarkleid. Ab und zu verliert er mal eine Zotte, das ist alles. Diese
Körperpflege bietet außerdem die Gelegenheit, das enge gegenseitige
Vertrauen immer mehr zu festigen, sie ist nebenbei bemerkt eine ausgezeichnete
und selbstverständliche Unterordnungsübung.
Der
Puli ist in vollem Haarkleid, das ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr seine
volle Ausprägung erreicht, ein malerisch schöner Hund.
Das
wichtigste ist ein liebevolles Auge, das sofort entdeckt, wo Hilfe Not tut. Z.B.
während und nach einem Waldspaziergang gehört im Haarkleid hängengebliebenes
Reisig entfernt, nach dem Lösen gehört die Kehrseite kurz inspiziert
u.s.w., die Augenpartie gehört täglich kontrolliert.
Empfehlenswert
ist es, sich zur Fellpflege ein Anzahl Hundehandtücher zurecht zu legen.
Am besten eignen sich hierzu ältere, griffige Frotteehandtücher, wenn
möglich von heller Farbe, die man nach jedem Gebrauch in die Wäsche
gibt. Saubere Handtücher reinigen das Fell einfach besser. Dann eine Schere,
wenn Zotten am Fang oder sonst wie beschrieben zu kürzen sind. Einen guten
Staubsauger, um den Sand zu entfernen, den der Puli manchmal unter sich lässt.
Pflege
im Hundesalon ist meines Erachtens nicht empfehlenswert, da die Pflegemaßnahmen
je nach Bedarf fachkundig und schnell selbst zu erledigen sind und generelles
Baden aus den genannten Gründen so selten wie möglich erfolgen sollte.
Und in der Regel läßt sich der Puli nur von seinem eigenen Herrchen
oder Frauchen all diese Pflegehandlungen machen. Das Aufzupfen oder Aufreißen
der Zotten oder Schnüre sollte ständig in kleinen Schritten gemacht
werden, dann ist es am wirksamsten.
Nein,
aber es gibt den international gültigen FCI-Rassestandard, der vom Ursprungsland
der Rasse, also Ungarn, festgelegt wurde und für alle Länder in Zucht
und Ausstellung verbindlich ist. Danach beurteilt ein Zuchtrichter die Hunde im
Ausstellungsring.
Wichtigstes
Kriterium ist ein sozialverträgliches, ausgeglichenes Verhalten das weder
Scheuheit noch Aggressivität erlaubt. Ein Hund, der hierdurch auffällig
ist (kommt äussert selten vor) wird disqualifiziert und aus dem Ring geschickt.
Auf
ein gepflegtes Erscheinungsbild - im Rahmen der bereits aufgeführten Maßnahmen
- wird Wert gelegt, auf vollzahniges und korrektes Gebiß, auf die richtige
Größe und Substanz, typisches Zotthaarkleid, korrekte Anatomie und
flotte, pulitypische Bewegungsabläufe, gute Pigmentierung von Nasenspiegel
und Lefzen, dunkles Auge, korrekte Ohrenhaltung, harmonische und gepflegte Gesamterscheinung
und Ausdruck.
Ein
Puli in normalem, guten Pflegezustand nach obigen Hinweisen und Pflegetipps braucht
sonst keinerlei Ausstellungsvorbereitungen diesbezüglich.
Es
wird erwartet, daß der Hund vom Verhalten her freundlich und leinenführig
ist und mit seinem Besitzer oder Hundeführer harmoniert. Eine gewisse Ringdressur,
die darin besteht, daß sich der Hund natürlich und gut präsentieren
kann, ist zu empfehlen.
I.
Weininger & Eva Mayr
Veröffentlichung
oder Verbreitung nur mit ausdrücklicher
Genehmigung.